Es ist kreuzfalsch, wenn der Nouvelliste-Chefredaktor schreibt, wir hätten im Verfassungsrat eine Bevorteilung angestrebt. Es ist nun mal eine Tatsache, dass das Oberwallis künftig nicht schlechter dastehen wollte, als dies mit der in Kraft stehenden Verfassung der Fall ist.

Mit der Annahme der Verfassung würde die Einheitsliste für die Ständeratswahlen zementiert werden, das Oberwallis nur mehr schwer einen Sitz erobern können. Weil die Unterwalliser dies diktieren, müssten wir über Generalräte abstimmen. Bisher stand es uns vollkommen frei, uns mit dieser fremden Tradition auseinanderzusetzen. Zudem wird das Oberwallis, weil neu die Wohnbevölkerung als Basis für die Verteilung der Grossratssitze eingeführt wird, mittelfristig 3–4 Sitze verlieren. Zudem sollen 7 Staatsräte statt 5 regieren. Ein einziger Sitz ist dem Oberwallis, das um die Hälfte der Kantonsfläche besorgt sein muss, sicher, während der Grossteil der Institutionen weiterhin im Investitionsspeckgürtel um die Hauptstadt angesiedelt bleiben wird. Die 2 zusätzlichen Staatsräte werden Unterwalliser sein. Mit der Schaffung von 6 Regionen werden die Zentren verstärkt, zum Nachsehen der Berggebiete. Dezentralisierungsmassnahmen vage antippen, während zielgerichtet und umfassend einem zentralisierenden Etatismus Auftrieb verliehen wird – dies macht herzlich wenig Sinn.

Das ist kein Welt- respektive kein Wallisuntergang, aber ein denkbar schlechtes Zeichen der sprachlich-kulturellen Minderheit gegenüber. Wer so wenig Gespür für Besonderheiten hat, der wird kein Interesse daran haben, die abgelegenen Täler und Bergdörfer substanziell zu unterstützen. Darum sage ich entschieden Nein zur neuen Verfassung!

Kurt Regotz