Das Oberwallis lebt nicht hinter dem Mond
Neuerdings will man da und dort nicht wahrhaben, dass unsere Bevölkerung fähig ist, sich ein detailliertes und differenziertes Bild vom Verfassungsentwurf jenseits der Kostenargumente zu machen. Im Austausch mit den Bürgerinnen und Bürgern gewinnen wir ein abweichendes Bild:
Gerade weil es schlicht um weit mehr als um Finanzen geht, haben mittlerweile viele Menschen grobe Tücken einer Annahme der Verfassung erkannt. Zwar ist das Oberwallis durchaus clever genug, einzuordnen, dass in den kommenden Jahren ohnehin die Mittel für unser Strassennetz, den Bau und die Erdbebensicherheit unseres Spitals, die Krankenkassenprämienverbilligungen und vieles anderes mehr knapper werden, ja in einigen Fällen fehlen wird; darüber hinaus will das Volk aber, über diesen engeren Umstand hinausdenkend, nicht mit einem einzelnen Aufwisch sowohl an politischem Einfluss verlieren als auch für Bundesaufgaben geradestehen, neue Staatsaufgaben einführen, den Verwaltungsapparat erweitern und zusätzliche Sozialwerke schaffen. Über die zahlreichen integrierten Projekte, welche die Schaffung von neuen Gesetzen auslösen würden, wollen vor allem viele jüngere Frauen und Männer separat diskutieren, beraten, befinden und abstimmen, zumal nicht alle aufgeführten Elemente zwingend Bestandteile einer Verfassung darstellen.
Effizienzsteigerungen und Verschlankungen sind nicht nur im Bereich des Staats und seiner Finanzen, sondern auch auf der Ebene Verfassung notwendig, die sich inhaltlich auf das für die kommenden Jahrzehnte Wesentliche, die Regelung staatsrechtlicher Normen, beschränken muss. Die Zugaben wird der gesetzgeberische Prozess, angepasst an die jeweiligen Möglichkeiten und Grenzen unseres Kantons, schrittweise regeln. Die Menschen im Oberwallis können durchaus denken, gross, breit und weit, denn sie leben nicht hinter dem Mond.